2014
Die Krake
DIE KRAKE ist das Drama einer Familie, die von heute auf morgen in eine existenzielle Krise stürzt. Es geht um die Auflösung vermeintlicher Gewissheiten, um die Zerstörung der Illusion, dass man Zukunft planen könne. Und darum, was es bedeutet, wenn der eigene Sohn ein Fremder ist.
Silke, freiberufliche Grafikerin, lebt mit ihrem Mann Martin, einem Architekten, und dem 15jährigen Sohn Ben in Köln. Eines Tages erhält sie die Nachricht, dass ihrem Sohn nach der Schule das Handy geraubt wurde. Angeblich, so Bens Schilderung, von drei „Marokkanern“. Wie sich jedoch schnell herausstellt, wurde ihm nicht nur das Smartphone, sondern auch Haschisch im Wert von 2000 Euro gestohlen. Silke und Martin sind plötzlich damit konfrontiert, dass ihr Sohn nachmittags statt beim Hockey-Training zu sein offenbar als Drogenkurier für den Schul-Dealer, genannt „die Krake“, gearbeitet hat. Der setzt nun Ben wegen des Verlustes der Ware mit ständigen Anrufen unter Druck. Die Eltern reagieren panisch. Weil ein solcher “Fehltritt” die Zukunft ihres Sohnes nicht gefährden darf, kommt Polizei nicht in Frage. Hals über Kopf nehmen sie Ben aus der Schule, kappen den Kontakt zum alten Freundeskreis. Ben wechselt auf ein Jesuiten-Internat in Süddeutschland.
Wochen später scheint alles wieder seinen normalen Gang zu gehen. Nach einer zufälligen Begegnung Silkes mit einem Schulfreund von Ben kommen ihr jedoch Zweifel, ob ihr Sohn die Wahrheit gesagt hat. Immer mehr Indizien sprechen dafür, dass Ben nicht nur kleiner Kurier eines skrupellosen Dealers war – sondern möglicherweise selbst die „Krake“. Doch ihr Mann lehnt es kategorisch ab, den Spuren nachzugehen, sabotiert sogar Silkes Bemühungen. Beide Eltern wollen das Beste für ihren Sohn, streiten aber darüber, was das Beste ist.
Silke hat das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren: Wie gut kennt sie ihren Sohn überhaupt? Ist er tatsächlich ein Dealer? Macht er womöglich im Internat damit weiter? Und wie kann Martin einfach zur Tagesordnung übergehen? Ist die Fassade wichtiger als Bens persönliche Entwicklung? Silke ist sich inzwischen sicher, dass es falsch war, Ben vor den Konsequenzen seines Handelns zu bewahren. Was bleibt von dem, was sie und ihr Mann sich als Familie und mit ihrem sozialen Umfeld aufgebaut haben, wenn sich in der Krise alles nur als hohle Behauptung, als Selbstbetrug herausstellt? Silke beschließt, nicht mehr mitzuspielen. Sie macht sich auf den Weg ins Internat, um ihren Sohn Ben endlich kennen zu lernen.
Spielfilm Drama / Deutschland
Autor, Regie: TOM UHLENBRUCK
Produzenten: ANJA FIRMENICH, TOM UHLENBRUCK, IRENE SCHLÜNDER